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Krankheitsverlauf

Über mich

Als ich im Krankenhaus aufwachte, befand ich mich auf der Intensivstation. Ich wurde künstlich beatmet. In meinem Hals befand sich eine Trachealkanüle, an der die Beatmungsschläuche angeschlossen waren. Ich konnte nicht mehr sprechen, weil sich diese Trachealkanüle unterhalb des Kehlkopfes befand und die Luft nicht mehr durch die Stimmbänder strömen konnte. Das war für mich ein sehr schrecklicher Zustand, denn ich konnte somit dem Pflegepersonal nicht mein momentanes Befinden mitteilen. Man konnte mir nur von den Lippen ablesen, dabei gab es ständig Missverständnisse und nicht jeder hat sich Zeit genommen mir zuzuhören. Weil ich mich nicht von selbst bewegen konnte, hatte ich durch das Liegen öfters Rückenschmerzen. Meine beiden Arme und Hände konnte ich auch nicht mehr so bewegen wie ich wollte. Ich wusste bis dahin noch nicht so genau was mit mir los war. Nach den ersten Begutachtungen der Ärzte erfuhr ich, dass ich mir bei dem Sturz meinem fünften Halswirbel gebrochen habe und dass durch diese Fraktur mein Rückenmark verletzt wurde. Ich bin jetzt durch diese Verletzung querschnittsgelähmt. Das war für mich ein ziemlicher Schock, in nächster Zeit ist für solche Verletzungen keine Heilung in Sicht.

Ich verbrachte die erste Zeit mit Atemübungen im Bett. Diese Übungen dienten dazu, meinen Zwerchfellmuskel zu stärken, denn meine Brustmuskulatur ist durch diese Verletzung ebenfalls gelähmt und kann die Lunge bei der Atmung nicht mehr unterstützen. Diese Atemübungen fielen mir sehr schwer, denn dafür wurde ich öfters von der Beatmung abgeklemmt und musste aus eigener Kraft selbst versuchen zu atmen. Nach vielen Wochen ist es mir schließlich gelungen von der Beatmung frei zukommen. In dieser Zeit hatte ich mit mehreren Lungenentzündungen und hohen Fieber zu kämpfen. Durch mangelhafte Belüftung der Lungenflügel bildete sich ständig schleimartiges Sekret. Dieses Sekret konnte ich wegen Lähmung der Brustmuskulatur und noch zu schwachem Zwerchfell aus eigener Kraft nicht abhusten, dadurch hat sich die Lunge ständig entzündet. Dieses Sekret musste ständig vom Pflegepersonal abgesaugt werden. Bis dahin wurde ich mit einer Magensonde die durch die Nase bis in den Magen ging ernährt. Diese Sonde wurde auch entfernt und ich musste selber mein Essen kauen und schlucken. Jedes mal, wenn ich mein Essen hinterschlucken wollte, habe ich mich verschluckt und hatte wegen der Lähmung mit dem Abhusten zu kämpfen. Weil ich wegen der Beatmung die ganzen Wochen nichts selber gegessen habe, hat sich meine Schluckmuskulatur zurückgebildet und ich musste das Essenhinterschlucken völlig neu lernen. Nach einigen Wochen ist mir schließlich selbstständiges Schlucken ohne zu verschluckten gelungen. Nach dem ich die ersten Hürden überwunden habe, war das nächstes Ziel mich auf ein Sitzen im Rollstuhl vorzubereiten. Das war körperlich sehr schwer für mich, denn ich hatte sehr stark mit meinem Kreislauf und Gleichgewicht zu kämpfen. Immer, wenn ich im Bett durch das Pflegepersonal aufgerichtet wurde, ist es mir ständig schwindlig geworden, dass Ganze führte sogar bis zur Bewusstlosigkeit. Mein Kreislaufproblem habe ich mit Hilfe der Physiotherapie in den Griff bekommen. Ich musste auf dem Stehbrett meinen Kreislauf trainieren. Das Stehbrett ist eine elektrisch verstellbare Vorrichtung, auf der man auf dem Rücken liegend angeschnallt und langsam in die senkrechte Stellung 90 Grad aufgerichtet wird. Hierfür waren mehrere Stunden Physiotherapie nötig, bis ich mich endlich daran gewöhnt hatte. Nun stand den ersten Sitzen im Rollstuhl nichts mehr im Wege. Ich wurde also von dem Pflegepersonal und der Physiotherapie in den Rollstuhl gehievt. Das war ein völlig neues Gefühl für mich, endlich nach Wochen habe ich etwas anderes als die weiße Zimmerdecke gesehen. Wegen meiner gelähmten Hände konnte ich den Rollstuhl nicht selber fahren. Also wurde ich von dem Pflegepersonal geschoben und musste jedes mal warten bis wieder Zeit war, mich woanders hin zu schieben. Das erste was ein ziemlich eingeschränkter Behinderter lernen muss, ist warten. Das Warten kann manchmal sehr, sehr lange dauern. Nach einigen Wochen bekam ich so genannte Funktionshandschuhe. Mit diesen Handschuhen war ich in der Lage, meinen Rollstuhl durch Reibung an den mit Gummi ummanteltem Greifreifen anzutreiben. Um meinen Rollstuhl zu beherrschen, vor allem meine Armkraft aufzubauen, brauchte ich täglich Physiotherapie. Das Ganze zog sich viele Wochen und Monate bis zu meiner Entlassung hin. Parallel dazu lernte ich wie man ganz normale Tätigkeiten, die etwas unabhängiger machen neu zu lernen. Dazu gehörte bei mir das selbstständige Essen, dass selbstständige Schreiben und so verschiedene Greiftechniken die man auch mit gelähmten Händen ausführen kann. All diese eigentlich völlig selbstverständlichen Handgriffe, erforderten von mir körperliche Höchstleistungen. Nach vielen Wochen kam ich mit diesen Sachen gut zurecht. Endlich musste mir das Essen nicht mehr gereicht werden, somit konnte ich mir bei dem Essen zeit nehmen. Die Zeitschriften konnte ich nun auch selbstständig umblättern und sogar Kreuzworträtsel machen.

Einige Wochen vor der eigentlichen Entlassung aus dem Krankenhaus, bekam ich eine schlimme Thrombose (Blutgerinnsel) im rechten Oberschenkel. Das Ganze hat mich noch mal einige Wochen an das Bett gefesselt, dass Bein wurde dazu im Bett mit einer Vorrichtung fest fixiert. Ich bekam täglich blutverdünnende Medikamente und Infusionen. Nach dem die Thrombose ausgeheilt war, konnte ich wieder das Bett verlassen, muss aber dafür bis zum Lebensende Thrombosestrümpfe (Stützstrümpfe) tragen. Im Sommer kommt es deshalb bei mir schnell mal zur Überhitzung mit Kreislaufzusammenbruch.

Nach 11 Monaten Krankenhausaufenthalt wurde ich endlich entlassen und bezog eine neue rollstuhlgerechte Zweiraumwohnung in Leipzig/Grünau.

Mein körperlicher Zustand hat sich während des Krankenhausaufenthaltes verhältnismäßig stabilisiert, leider haben sich meine ausgefallenen Körperfunktionen nicht wieder regeneriert. Ich bin ab unterhalb der Schulter komplett gelähmt und empfindungslos davon ist auch der Mastdarm und die Blase betroffen. Meine Armfunktion ist zum Teil eingeschränkt, es funktionieren nur noch die Beuger. Alles andere einschließlich der Hände, ist gelähmt und empfindungslos. Dazu wird mein neues Leben ständig mit den Symptomen Spastik und Phantomschmerzen begleitet, diese durch Tabletten verhältnismäßig gut im Griff gehalten werden.
 
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