Schon im Krankenhaus erfuhr ich ziemlich schnell wie es ist auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Das war eine schwere Erfahrungen für mich, denn ich bin beziehungsweise ich war schon immer sehr selbstständig, auf fremde Hilfe war ich vor meinem Unfall nur selten angewiesen. Gleich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus, war ich auf die Hilfe eines Pflegedienstes, der viermal am Tag zu mir nach Hause kommt angewiesen. Das war für mich am Anfang eine neue und schwer zu akzeptierende Situation. Alles was ich früher im Haushalt selbst machen konnte, musste ich nun in die Hände fremder Leute legen. Da kam es schon mal zu Konflikten zwischen mir und dem Pflegepersonal. Daran sind nicht selten Missverständnisse Schuld, denn das gesagte Wort ist nicht immer für die Person, die gerade zu mir nach Hause geschickt wurde auf Anhieb klar. Das gleiche ist auch umgekehrt so. Außerdem kann ich nicht verlangen, dass der Pflegedienst jeden Handgriff 100-Prozentig, sowie ich es die ganzen Jahre gemacht habe ausführt. Ich habe für mich selbst herausgefunden, dass ich mich nicht völlig Unterordnen darf und unbedingt mein Selbstbewusstsein behalten muss, damit man mit mir nicht machen kann was man will. Es ist aber sehr wichtig, in einem hilfebedürftigen Zustand an dem sich in nächster Zeit nichts mehr ändern wird, gewisse Voreingenommenheit zu reduzieren und einen gegenseitigen Respekt zu wahren.
Wie viele die, durch einen Unfall oder durch Krankheit behindert wurden, habe ich leider erfahren müssen, dass sich die bis dahin gut geglaubten Freunde und Bekannte völlig abgesagt haben. Das hat in erster Linie mit den Leuten selbst was zu tun, weil für diese Leute ein Mensch gewisse Maßstäbe erfüllen muss, da zählt die Vergangenheit und das bis dahin Erlebte und die erhaltene Fähigkeiten überhaupt nichts. In zweiter Linie ist eine Unsicherheit, die aus einer mangelnden Erfahrung resultiert daran Schuld. Leider werden heute immer noch körperbehinderte Menschen, die in einem Rollstuhl sitzen, mit einer geistigen Behinderung in Zusammenhang gebracht. Ich kann nur eines versichern, es gibt keinen geistig behinderten Menschen, der alleine mit einem Rollstuhl auf der Straße herumfährt, denn dafür ist eine völlige geistige Zurechnungsfähigkeit zwingend erforderlich.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ich nicht immer mit Hilfe einer fremden Person rechnen kann. Es liegt daran, dass einige Menschen unsicher sind und nicht immer sehen, dass ein Behinderter Mensch in dem Moment Hilfe braucht. Wenn man als behinderter Hilfe braucht, muss man sich überwinden und einfach die Menschen ansprechen und um Hilfe bitten. Ich habe noch nicht erlebt, dass mir daraufhin nicht geholfen wurde.